Weidener Bürgerinitiative gegen die Errichtung einer atomaren
Wiederaufarbeitungsanlage und sonstiger atomarer Anlagen e.V. gegr. 1982
Nachdem Ende der 1980er Jahre die Pläne zur Errichtung einer Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) im niedersächsischen Gorleben gescheitert waren, musste für das Kernstück des geplanten westdeutschen atomaren Brennstoff-Kreislaufes ein neuer Platz gefunden werden.
Am 3. Dezember 1980 gab die bayerische Landesregierung ihre Bereitschaft bekannt, in Bayern nach einem geeigneten Standort zu suchen. Die Nachricht, dass das oberpfälzische Wackersdorf, das “Aschenputtel am Eisernen Vorhang”, in die Auswahl gekommen wäre, löste in der betroffenen Region Abwehr-Reaktionen von einer Heftigkeit aus, die man weder in München noch in der Region selber erwartet hatte.
Gedenktafel am Franziskusmarterl — WAA-Gelände
Die gemeinsame Sorge mobilisierte Einzel-Personen, Organisationen und Gruppen aus den unterschiedlichsten sozialen Feldern und Bewegungen. In kürzester Zeit waren lokale Bürgerinitiativen gegründet und das Netzwerk der Oberpfälzer Bürgerinitiativen aufgebaut worden.
Am 9. März 1982 fand die Gründungsveranstaltung der BI Weiden statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde folgende Satzung erlassen:
„Weidener Bürgerinitiative gegen die Errichtung einer atomaren Wiederaufarbeitungsanlage
und sonstiger atomarer Anlagen
PRÄAMBEL
Ziel der Bürgerinitiative ist die Verhinderung atomarer Anlagen – insbesondere der gegenwärtig im Raum Schwandorf geplanten Wiederaufarbeitungsanlage – um großen, nie wieder gutzumachenden gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Schaden von der Bevölkerung und künftigen Generationen abzuwenden.
Die Mitglieder der Bürgerinitiative nehmen als Staatsbürger auf dem Boden der Verfassung und der freiheitlich demokratischen Grundordnung die Grundrechte der freien Meinungsäußerung, der Informationsfreiheit sowie der Versammlungs- und Vereinsfreiheit wahr. Sie wollen an der politischen Willensbildung und der Information der Bevölkerung mitwirken.
(…)
§ 2 Ziele und Aufgaben
Der Verein tritt für die Erhaltung und den Schutz der durch Umweltgefahren bedrohten natürlichen Lebensgrundlagen ein. Er ist bestrebt, Strategien zur Verwirklichung sogenannter alternativer Energien zu entwickeln und der Öffentlichkeit darzustellen. Insbesondere tritt der Verein aber gegen die Errichtung einer atomaren Wiederaufarbeitungsanlage und sonstiger atomarer Anlagen ein.
Der Verein ist überparteilich; seine Ziele verfolgt er ausschließlich gewaltfrei.
Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke.
(…)
Der Verein wurde am 20.04.1982 beim Amtsgericht – Registergericht – Weiden unter
VR 295 eingetragen.