Tschernobyl brennt zum 34. Jahrestag

26. 04. 2020
Zuhause, Tschernobyl

Dieses Jahr gibt es keinen Infostand, keine Mahnwache – der Filmabend Ein strahlendes Land wird nachgeholt

Diese PM wird, so hoffen wir, in der Tagespresse abgedruckt.

Tschernobyl SuperGAU  –  Coronapandemie

Tschernobyl nach 34 Jahren wieder aufgeflammt – verheerende Brände in den Wäldern von Tschernobyl.
Diese Brände bergen über die Grenzen der Ukraine hinweg Gefahren für Mensch und Natur. Die Rauchschwaden ziehen über Kiew hinweg. Erhöhte Cäsium-137 Konzentrationen werden über ganz Europa verbreitet. Bis zu 40 Prozent der in der Biomasse gespeicherten Cäsium-Partikel konnten so wieder in die Umwelt gelangen und nach dem starken Ostwind der letzten Tage wahrscheinlich auch wieder ins westliche Europa. Die Werte im Vergleich zur radioaktiven Fracht, die nach dem SuperGAU 1986 in Deutschland landete, sind angeblich weit unter den Grenzwerten, jedoch um ein vielfaches höher als die natürliche Strahlung. Dazu sei bemerkt, dass sich die Radioaktivität des Cäsiums, das 1986 vorwiegend bei uns niedergegangen ist, nach 30 Jahren gerademal zur Hälfte reduziert hat.

Es ist, als würde uns Tschernobyl zum Jahrestag des Super-GAUs erneut daran erinnern wollen, wie dauerhaft die Schäden und Gefahren der Atomenergie sein können.

Wer die Tage, Wochen und die ersten Jahre nach Tschernobyl miterlebte, wird durch die Einschränkungen, die uns die Corona-Krise auferlegt, immer wieder an die damalige dramatische Situation  erinnert. Es gibt Parallelen zur Coronapandemie, aber auch große Unterschiede. Wer den Krieg noch erlebte, hat  Angst, gegen Ausgangssperren zu verstoßen, Angst vor dramatischen Strafen bei Zuwiderhandeln, erlebt mitunter regelrechte “Flashbacks”. Ähnlich beängstigende und bedrückende Gefühle können sich bei vielen Menschen einstellen, die den Tschernobyl-SuperGAU miterlebt haben.

Die Situation nach dem 26. April 1986 war insofern mit heute vergleichbar, nämlich dass von einem Tag auf den anderen das bisherige Verhalten nicht mehr ging.  Es gab eine neue Zeitrechnung vor und nach dem SuperGAU. Jedoch, gab es im Gegensatz zu jetzt, keinerlei Information von den Behörden, eher Vertuschung. Der Innenminister meinte, mehr Infomation führe zur Verunsicherung der Bevölkerung. Die Menschen waren auf private Initiativen und Messungen, die etwa an Universitäten durchgeführt, aber nicht allgemein bekannt waren, angewiesen. Schnell wurden Meldungen durch Mundpropaganda verbreitet und danach natürlich über die Presse – Internet und Handy gabs noch nicht –  und schließlich auch von der Politik nach und nach, zumindest teilweise, eingestanden. Erst als bereits Menschen vom radioaktiven Fallout beregnet worden waren, wurde empfohlen, sich nicht länger im Freien  aufzuhalten. Spielplätze wurden nicht geschlossen, zu zaghaft kam die Empfehlung, Kinder nicht im Sandkasten spielen zu lassen. Sportveranstaltungen im Freien wurden erst spät eingeschränkt. Gemüse,  Eier, Salat aus dem Garten, Fleisch, Käse –  was können wir noch essen??? Vor dem GAU hergestelltes Milchpulver wurde in großen Säcken verkauft – trau, schau wem?  Lediglich Lebensmittel, die vor der Katastrophe produziert wurden,  konnte man noch bedenkenlos konsumieren. Auf Frisches musste schweren Herzens verzichtet werden!  Behördliche Information kamen falsch, geschönt oder viel zu spät. Zu oft wurde gelogen und betrogen.

Veranstaltungen im Freien? – der Widerstand gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf war in der Zwischenzeit zu einem bundesweiten Anliegen geworden! Als es um die Genehmigungen für Demonstrationen und AntiWAA-Festivals ging, nahm man es plötzlich mit den Strahlenwerten sehr genau .

Zurück zu Corona:  Das Virus kann bekanntermaßan schon nach kurzer Zeit zum Tode führen. Die enorme radioaktive Strahlung durch den SuperGAU brachte zumindest außerhalb der Sperrzone Tschernobyls nicht eine unmittelbar tödliche Gefahr.

Lediglich die zum Katastrophenort beorderten tausenden Feuerwehrleute und Soldaten, die sogenannten Liquidatoren, überlebten ihren Einsatz nicht oder nur kurze Zeit. Ungezählt viele Menschen erkrankten und starben in den vergangenen 34 Jahren aufgrund der Strahlung in ganz Europa. Begegnungen mit verstrahlten Menschen und Dingen waren gefährlich. Lastwägen wurden beispielsweise an den Grenzen gewaschen.  Tote mit ernorm hoher Strahlendosis konnten nicht beerdigt werden, sie mussten “entsorgt” werden. Auf genaue amtliche Statistiken, Krebsregister usw. legte man keinen großen Wert, ganz anders als jetzt bei Corona. Wir bekommen mit den Möglichkeiten des Internets und der sozialen Medien, TV und Presse sehr schnell umfangreiche Information, sowohl amtlicherseits als auch anderweitig.

Dabei gilt es allerdings auch heute, genau hinzusehen und auszusortieren, das macht Mühe! Vor 34 Jahren machte es große Mühe, überhaupt an Information zu gelangen und diese weiterzugeben. Telefonansagen auf Anrufbeantwortern, Telefonketten, Faxe, Infobriefe und Leserbriefe per Post versenden, das waren die Möglichkeiten der kleinen Gruppen, Bürgerinitiativen und Verbände. Das Umweltinstitut (www.umweltinstitut.org)  in München wurde 1986 unmittelbar nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl von Büger_innen und Wissenschaftlern gegründet. Es führt seitdem beständig eigene Messungen durch.  In Weiden gibt es an der Nikolaistraße eine amtliche Messstelle (https://inters.bayern.de/mnz/php/ifrmw.php?station=0303&komp=200&tbltyp=2)

Die Brände und die Übertragung des Virus von Tier auf Mensch finden wiederum Gemeinsamkeit in den Ursachen, nämlich die durch die Klimaerwärmung verursachte Trockenheit, in dessen Folge das  Wald-  und Artensterben. So erklärt man es zumindest in den Medien.

Fridays for Future – der geplante Streiktag am 24.04.2020 findet nicht auf Straßen und Plätzen, sondern im Netz statt.
#NetzstreikFürsKlima   https://fridaysforfuture.de/netzstreikfursklima/?
Zitat aus den sozialen Medien zu Beginn der Maßnahmen zur Coronakrise.
Handeln, bevor die Krise zur Katastrophe wird
Nicht kleckern, klotzen!
Auf die Wissenschaft hören
Auch bislang Undenkbares denken
Leben geht vor Aktienkurse
Global denken – national handeln


Der auch für den 24.04. mit IPPNW Weiden geplante gemeinsame Filmabend Ein strahlendes Land wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.

Hilde Lindner-Hausner Mitglied des Vorstandsteams der BI gegen atomare Anlagen Weiden- Neustadt/WN www.biwaanaa.de
Dr. Bertheide Nickl, IPPNW (Internationale Ärzteorganisation zur Verhinderung eines Atomkrieges) Weiden